Mehr Grün und ein kleines Kino – Zukunftswerkstatt Selters formuliert Wünsche für Selters im Jahr 2030

Stadtplaner Friedrich Hachenberg, machte Mut, visionär zu denken

Die Bürger als „Experten in Sachen Leben in Selters“ ernst zu nehmen, zu befragen und agieren zu lassen, ist das Anliegen der Zukunftswerkstatt Selters. Bei der Auftaktveranstaltung haben rund 70 Bürgerinnen und Bürger in der Festhalle über vier Stunden lang intensiv über die Zukunft der eigenen Stadt nachgedacht.

Wie wichtig der Stadt dieser Mitbestimmungsprozess ist, wurde deutlich in den Begrüßungsworten des Stadtbürgermeisters Rolf Jung: „Wahrscheinlich ist dies für uns die wichtigste politische Veranstaltung dieses Jahres. Er wünschte sich Vertrauen in den Prozess und sah die Gäste mit ihrem Expertenwissen gut vorbereitet.

Moderator Thomas Zellmer vom Planungsbüro Stadt-Land-plus motivierte die Gäste, ihre Ideen frei zu äußern. Nicht alle Vorstellungen könnten umgesetzt werden, aber eine schwierige Umsetzung dürfe an diesem Abend nicht Grund sein, Ideen nicht zu äußern. Die Gäste notierten die Stärken von Selters, die Schwächen, die Besonderheiten und die Wünsche und Fantasien für ein Selters im Jahre 2030.

Stadtplaner Friedrich Hachenberg, Geschäftsführer von Stadt-Land-plus erklärte in einem Vortrag, dass es bei Stadtplanung immer um Räume und Menschen und deren Haltungen gehe und die könne sehr vielfältig sein. Er machte Mut, visionär zu denken und auch abwegige Ideen zuzulassen. Ziel der Zukunftswerkstatt sei es, so Hachenberg, die Quartiere lebendiger zu machen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Selters habe hier großes Potential, auch weil deutlich mehr Geld vorhanden sei, als in vergleichbar großen Städten.

Mitdenken und Wünsche äußern war bei der Zukunftswerkstatt angesagt
Mitdenken und Wünsche äußern war bei der Zukunftswerkstatt angesagt

Als Stärken nannten die Selterser Bürgerinnen und Bürger die Versorgung, den Wochenmarkt, die kurzen Wege, eine gute Infrastruktur, ein gutes Miteinander, ein reichhaltiges Kulturangebot und die Naturnähe. Als Schwächen wurde aufgezählt: Zu viele Autos in der Innenstadt, schlechter ÖPNV, kaum Fahrradwege, zu wenig Grünflächen, mangelnde Angebote für Jugendliche und Freizeit und zu wenig Gastronomie. Bei den Wünschen wurde es spannender: Viele wünschten sich eine grünere Stadt mit mehr erlebbaren Wasser, mehr Treffpunkte und mehr Gastronomie, mehr Angebote für Kinder, Jugendliche und Freizeit. Vielen war ein besseres Miteinander der Kulturen wichtig und die Versorgung mit regionalen Produkten sowie die Möglichkeit von Mehrgenerationswohnen. Sogar ein kleines Kino, ein Schwimmbad und eine Bahnanbindung für den Personenverkehr standen auf der Wunschliste. Mehr Sicherheit, keine dunklen Schmuddelecken, ein gutes Radwegenetz und eine verkehrsberuhigte und barrierefreie Innenstadt waren häufig genannte Wünsche.

Nach intensiver Diskussion wurden die Visionen zu vier Workshop-Themen gebündelt.
Hier lädt die Stadt Selters ein, sich aktiv in die Workshops einzubringen und anzumelden.
Die ersten Treffen:

  • Freiraum und Plätze und Ökologie (am 21. September)
  • Miteinander, Kultur und Soziales (am 22. September)
  • Wohnen, Bauen und Energie (am 24. September)
  • Mobilität (am 28. September).

Alle Workshops beginnen um 19 Uhr.

Nicht alle angesprochenen Wünsche ließen sich in die Kategorien einbinden, so wird das Thema Klimaschutz in fast allen Bereichen eine Rolle spielen. Für Jugendliche und Kinder wird die Stadt einen eigenen Workshop anbieten und gezielt auf die jungen Selterser zugehen.

Diskussion um die Zukunftsgestaltung von Selters mit Hygieneabstand
Diskussion um die Zukunftsgestaltung von Selters mit Hygieneabstand

Als Gastredner sprach Dr. Hans Hoorn, er ist europaweit aktiver Stadtsoziologe und Stadtplaner und beispielsweise verantwortlich für die sehr erfolgreiche Stadtentwicklung in Maastricht. Kurzweilig machte er klar: „Eine Stadt braucht Ordnung, Hinweise aber auch ein bisschen Chaos.“ In seiner langen Erfahrung hat er 25 Punkte ausgemacht, die ein Stadtentwicklung erfolgreich werden lassen. Er nennt sie die „Zauberformel“. Eine davon sei, dass eine Stadt einen Masterplan brauche, eine Vision, die nur von den Bewohnern formuliert werden könne, denn die wüssten 24 Stunden am Tag, was stark und was schwach im eigenen Wohnort sei. Diese Visionen gelte es mit Tatkraft umzusetzen. Dazu sei eine visionäre politische Leitung mit Rückgrat nötig. Weiter hält es Hoorn für wichtig, die Identität von Selters zu finden und zu formulieren und mit privaten Investoren zusammenzuarbeiten. Zur fantasievollen Umsetzung von Ideen und mit dem Blick auf schlechte und gute Beispiele aus anderen Städten sagte der Stadtsoziologe: „Es gibt ein Recht auf Eleganz“. Ein Luftbild von Selters betrachtend fragte Hoorn: „Warum gibt es in Selters so wenig Bäume, so wenig Wasser und so wenig Solaranlagen?“

Die Zukunftswerkstatt geht mit einer Stadterkundung weiter.
Am Samstag, 5. September, ab 15 Uhr machen sich verschiedene Gruppen auf themenbezogenen Routen durch die Stadt. Interessenten für Workshops und Stadterkundung melden sich bei der Stadtverwaltung an (02626) 92506510.